Freitag, 27. November 2009

Elrhazosaurus nigeriensis & Owenodon hoggi

Hallo, kurz vor dem Jahresende tauchen noch zwei weitere Dinosaurier auf der Bildfläche auf. Es sind diesmal allerdings nicht direkt zwei neue Formen sondern eher zwei alte Bekannte. Die Tiere wurden in einer Revision von diversen Wealden Ornithopoden neubeschrieben. Diese Revision zeigt u.a. deutlich, dass Formen wie der dubiose, allerdings aus Nordamerika stammende Hypsilophodon wielandi kein echter Hypsilophodon war und nicht näher zu bestimmen ist. Ähnliches gilt für den Camptosaurus valdensis aus dem englischen Barremium der möglicherweise ein Dryosauride war und nicht näher zu bestimmen ist. Aber kommen wir zu den Neuen:

Elrhazosaurus (Galton, 2009)
Elrhazosaurus nigeriensis (Galton & Taquet, 1982) [Im Original Valdosaurus]
Dinosauria, Ornithopoda, Iguanodontia (Dryosauridae)
Fundort: Agadez/Niger
Fundformation: Eckar Fm. oder El Rhaz Fm. (Frühkreide: Aptium)

Informationen: Mittelgroßer bipeder Pflanzenfresser. Die Form wurde lange Zeit für eine Valdosaurus Art gehalten, diese Gattung ist aber nach den neuesten Erkenntnissen ausschliesslich auf den englischen Wealden beschränkt. Elrhazosaurus ist durch einen Beinknochen bekannt und mag etwa 3m lang gewesen sein.

und

Owenodon (Galton, 2009)
Owenodon hoggi (Owen, 1874) [im Original Iguanodon]
Dinosauria, Ornithopoda, Iguanodontia (Styracosterna)
Fundort: Dorset/England
Fundformation: Purbeck Limestones Fm. (Frühkreide: Berriasium)

Informationen: Mittelgroßer bipeder oder vielleicht semiquadrupeder Pflanzenfresser. Owenodon ist durch Zähne und Gebissreste bekannt, die man zuerst einem Iguanodon (Owen, 1874) und dann einem Camptosaurus (Norman & Barrett, 2002) zugeschrieben hat. Das Tier war ein primitiver Iguanodont und kein Iguanodontoide wie etwa Iguanodon. Die Form lässt sich mit absoluter Sicherheit der Styracosterne zugeschrieben werden.

Quelle: Peter M. Galton: Notes on Neocomian (Lower Cretaceous) ornithopod dinosaurs from England - Hypsilophodon, Valdosaurus, “Camptosaurus”, “Iguanodon” - and referred specimens from Romania and elsewhere. Revue de Paleobiologie Vol 28 211-272

Mittwoch, 25. November 2009

Cruxicheiros newmanorum

Hallo, nach längerer Zeit mal wieder etwas in meinem Blog und zwar Neuigkeiten. Einmal direkt aus der Wissenschaft, das zweite Mal meinen Blog betreffend. Mit diesen News-Artikel beginnend möchte ich zumindestens die Vorstellung von neuen Taxa etwas organisierter und ordentlicher gestalten.

Also.. tatarata, zwei Premieren:


Cruxicheiros (Benson & Radley, 2009) nov.
Cruxicheiros newmanorum (Benson & Radley, 2009) gen. et sp. nov
Dinosauria, Theropoda, Tetanurae (Megalosauridae?)
Fundort: Warwickshire/England
Fundformation: Chipping Norton Limestone Formation (Mitteljura:Bathonium)

Informationen: Ein großer bipeder Fleischfresser der durch fragmentarische Überreste bekannt ist. Die Reste bestehen aus dem Teilstück eines rechten Femurs, eines Dorsals-, eines Caudals-, vielleicht eines weiteren Dorsal- oder Cervicalwirbel, einem teilweise erhaltenen rechten Scapulacoracoid, Bruckstücke von Beckenknochen(Illium & Pubis) sowie weiteren Rippen- und anderen Knochenfragmenten.Seine phylogenetische Stellung ist nicht ganz geklärt, das Tier war aber vielleicht mit dem Eustreptospondylus verwandt oder ein sehr basaler Tetanurae Theropode. Seine Beschreibung macht deutlich, das, anders als man bislang annahm, im Mitteljura Englands neben dem Megalosaurus bucklandii wenigstens noch ein weiterer großer Fleischfresser lebte.

Quelle: Roger B. J. Benson and Jonathan D. Radley: A new large-bodied theropod dinosaur from the Middle Jurassic of Warwickshire, United Kingdom, Acta Palaeontologica Polonica (in press)(available online 20 Nov 2009)

Donnerstag, 12. November 2009

Neue Taxa

Diesmal gibt es einen Rundumschlag: Ein neuer Pterosaurier, ein neuer Vogel und ein neuer Sauropodmorpha Dinosaurier wurden in dieser Woche präsentiert. Beginnen wir zunächst mit dem Pterosaurier und dem Vogel. Beide stammen aus der frühen Kreidezeit Chinas. Der Flugsaurier ist eine kleine, relativ primitive Form mit einem langen Schwanz die auf den Namen Wukongopterus lii getauft wurde. Das komplette Skelett zeigt interessante Taphonomien, so war einer seiner Beinknochen zu Lebzeiten gebrochen. Der andere Flieger ist ein gezähnter Vogel namens Jianchangornis microdonta. Die Form ist durch das Skelett eines Subadulten Tieres bekannt. Die Anatomie des Tieres zeigt, dass Jianchangornis ein guter Flieger war und der Mageninhalt deutet auf Fisch als Hauptnahrung hin. Die Funde dieser Woche rundet der Aardonyx celestea ab. Aardonyx lebte im frühen Jura Südafrika und war ein bipeder Sauropodomorphe der mit den echten Sauropoden und den Melanorosauriden verwandt war. Tiere aus diesem Bereich des Sauropodomorpha Stammbaumes haben gemeinhin die Quadrupedie als gemeinsames Merkmal, nicht aber der Aardonyx, er war ein reiner Zweibeiner.

Mittwoch, 11. November 2009

Die Proceratosauridae

Lange nichts mehr hier gepostet, aber es gibt News. Die erste Neuigkeiten ist nicht mehr topaktuell, ich glaube in den SVP Abstrakts vom letzten Jahr wurde schon ein Abstrakt über dieses Thema gepostet, aber ich mag daneben liegen. Es geht mal wieder, wie so oft in diesem Jahr, um Tyrannosauroiden. Aus dem Mitteljura Englands kennt man schon seit Jahren (Jahrzeeheenten) den Proceratosaurus bradleyi. Wie der Name schon impliziert, dachte sein Autor (von Huene 1926), daß er einen Vorfahren des spätjurassischen Ceratosaurus vor sich hat. Vorher schon, im Jahr 1910, hatte ihn der ursprüngliche Autor (Woodward) als Megalosaurus Art (M.bradleyi) beschrieben. Auch von Huene hielt den Proceratosaurus für einen Megalosauriden, aber eben für einen aus denen später der Ceratosaurus hervor gehen wird. Zu diesen Zeitpunkt dachten die Forscher noch, dass Megalosauriden, Ceratosauriden oder auch die Tyrannosauriden zu den Carnosauriern gehören. In den nächsten Jahrzehnten änderte sich dann die systematische Position des Proceratosaurus. Der allgemeine Konsens war in diesen Jahren (etwa in den 1990ern), dass Proceratosaurus ein basaler Coelurosaurier war, der womöglich ein Verwandter des Ornitholestes war. Ein gemeinsames Merkmal das man für diese beiden Taxa identifizert hatte, war ein kleines Horn das man auch beim Ornitholestes vermutete. Bei Ornitholestes ist dieses Merkmal aber vermutlich nicht anatomisch bedingt, sondern eher durch die Fossilierung verursacht worden. Aber Ornitholestes spielt nun sowieso kein Rolle mehr, denn Proceratosaurus war ein Tyrannosauroide und nicht so nah mit dem Ornitholestes verwandt wie man zunächst dachte. Dafür war der Proceratosaurus mit dem Guanlong, einem Tyrannosauroiden aus dem frühen Spätjura Chinas nahe verwandt. Beide bildeten offenbar die Familie der Proceratosauridae. Die Mitglieder dieser Familie bestand offenbar aus Tyrannosauroiden die allesamt mit einem Kopfschmuck geschmückt waren. Ich habe im Moment nicht viel Zeit, aber eine komplett Übersicht für alle Tyrannosauroiden zu schreiben würde sich echt lohnen.

Mittwoch, 4. November 2009

Familienbande II

Die Veröffentlichung des neuen Papers über die Pachycephalosaurus Ontogenese hat in einen italienischen Webblog eine interessante Frage aufgeworfen. Was wenn auch andere Pachycephalosauriden eine solche Ontongenese aufweisen. Als weitere mögliche Kandidaten stehen die beiden Taxa Prenocephale und Homalocephale zur Debatte. Beide sind sich anatomisch relativ nahe und wurden auch schon in eine eigene Familie namens Homalocephalidae eingestuft. Der einzige Unterschied liegt in der Schädelanatomie: Homalocephale hatte einen flachen Schädel und Prenocephale einen typischen "Kuppelkopf". Betrachtet man nun wieder den Stygimoloch und den Dracorex, sind die Parallelen unverkennbar, der flachschädlige Taxon gilt nun als Jungtier des Stygimoloch bzw. als das des Pachycephalosaurus. War Homalocephale dann ebenfalls nur das Jungtier des Prenocephale? Möglich ist vielleicht alles.

Dienstag, 3. November 2009

Familienbande

In der sehr späten Kreidezeit Asiamerikas existierte eine kleine Familie von dickschädeligen pflanzenfressenden Dinosauriern, den so genannten Pachycephalosauriden. Die Pachycephalosauriden zeichneten sich durch ihre extreme Kopfform aus, die oftmals aus einer großen kuppelförmigen Schädeldecke bestand. Besonders skurille Kopfformen wiesen zwei nordamerikanische Formen auf, einmal der Stgyimoloch spinifer und dann der Dracorex hogwartsi. Stygimoloch besass eine typische Schädelkuppel und am Hinterkopf ragten einige Stacheln auf. Weitere, viel kleinere Stacheln, saßen auf seiner Schnauze. Flachköpfiger, aber ebenfalls recht stachelig, war der Dracorex, der Stacheln am Hinterkopf und auch an der Schnauze hatte, aber ein relativ flaches Schädeldach besaß. Diese beiden Tiere scheinen nach neuen Erkentnissen miteinander identisch gewesen zu sein, und repräsentieren wohl nur extrem unterschiedliche ontogenetische Entwicklungsphasen. Ebenfalls mit Ihnen identisch ist der große Pachycephalosaurus, der wohl die ausgewachsene Form dieser drei Taxa darstellt. Er hat kleine Stacheln auf der Schnauze und kleinere am Hinterkopf. Seine Schädelkuppe war stark ausgebildet. Offenbar war also der Dracorex die jüngste Stufe wohingegen es über den Stygimoloch zu Pachycephalosaurus ging. Diese neue Einteilung beweist die extremen cranialen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Pachycephalosauridae (und der Marginocephalia) sowie die recht kleine Pachycephalosaurier-Fauna der späten Spätkreide Nordamerikas. Aus den 3 letzten bekannten Taxa ist nur noch eine gesichert über geblieben:

Literatur:

Horner & Goodwin, 2009: Extreme Cranial Ontogeny In Pachycephalosaurus