Mittwoch, 13. Mai 2009

Namensgebungen

Hallo,
heute bin ich produktiv obwohl ich keine Zeit habe, naja..
Also vorhin habe ich etwas über den neuen thailändischen Ornithomiosaurier Kinnareemimus gepostet. Als ich etwas über die Etymologie des Namen schreiben wollte kam mir wieder einmal in den Sinn was es für Namen gibt die generell in der Paläontologie vergeben werden und wie diese geschaffen werden. Oftmals schon wurden in mir bekannten Foren Namensgebungen kritisiert, erst kürzlich bei der Benennung des Beishanlong und des Xiongguanlong. Ich habe mir also daraufhin im Zuge des Kinnareemimus Postings einige Gedanken über die Namen gemacht. Der folgende Text ist quasi eine Reflexion, ein kleines Impulsessay, falls es so etwas überhaupt gibt. Er spiegelt meine Meinung zum Thema Namensgebung wieder obwohl es sicherlich noch mehr zu schreiben gäbe. Kürzlich gaben die Forscher Buffetaut, Suteethorn & Tong einen neuen Ornithomimosaurier den Namen Kinnareemimus, was übersetzt Kinnaree-Nachahmer bedeutet. Der Suffix "-mimus" findet sich generell sehr häufig bei Ornithomimosaurier Namen, was letztlich von der ersten Beschreibung eines Ornithomimosauriers durch Marsh 1890 herrührte. Marsh stellte eine große Ähnlichkeit zu den Vögeln fest und nannte das Tiere dessen Reste ihm vorlagen Ornithomimus, also Vogelnachahmer. Das -mimus wurde dann so etwas wie eine Tradition, unter allen validen 12 bzw. 13(2) Gattungen tragen nur drei einen anderen Namen. Das ergab im Laufe der Forschungsgeschichte so intelligente Namen wie Gallimimus, was soviel wie "Hahnnachahmer" bedeutet. Nun stelle man sich einmal einen 6m langen Hahn vor, der eigentlich gar nicht wie ein Hahn aussieht. Daneben gibt es aber auch andere Kombination wie Garudimimus die weitaus interessanter sind. Der Name bezieht sich nämlich auf eine Figur aus der indischen bzw. thailändischen Mythologie, den so genannten "Garuda", einen mystischen Vogel bzw. einem Mischwesen aus Vogel und Mensch. Der Kinnareemimus trägt seinen Namen auch nach einer ähnlichen Figur aus der thailändischen Mythologie, den Kinnnaree (Kinnari). Dies waren ebenfalls Mischwesen, halb Frau halb Vogel ist und sehr graziös gebaut ist. Ich persönlich finde die Nutzung solcher mystischer Namen sehr gut, zeigen sie doch, dass es noch genügend Wortressourcen gibt um Namen zu vergeben. Generell sehe ich nämlich ein Problem der Namensvergebung. Langsam aber sicher werden meiner Meinung nach die Namen der Wissenschaft ausgehen, wenn sie sich nur rein an anatomischen Merkmalen orientieren würden. Ortsangaben, aber auch Wortschöpfungen aus anderen Sprachen halte ich daher für legitim. So manch einer mag über die ganzen Namen von chinesischen Sauropoden die allesamt einen latinisierten Ortsnamen mit dem Suffix "-saurus" oder "-titan"die Nase gerümpft haben, aber andererseits ist dies vielleicht mit die beste Lösung. Kreativ sind die Namen sicherlich nicht aber was solls, sie erfüllen ihren Zweck nämlich die Trennung unterschiedlicher Gattung voneinander. Dabei gab es schon vorher aus China einen kreativen Ansatz der nun zur Regel geworden ist und auch kritisiert wurde. Gemeint ist der Suffix "-long" mit dem vornehmlich Theropoden umschrieben worden sind (Dilong, Guanlong, Beishanlong, Meilong). "-long" bedeutet im Deutschen "Drache" und ich finde persönlich, dass es keine bessere Umschreibung für einen fleischfressenden Dinosaurier ausserhalb von wissenschaftlich-anatomischen Termini geben kann. Und "Drache" kann, wie der Besucher eines Forums anmerkte, auch als chinesisches Äquvialent zum deutschen "Echse", also "-saurus" gesehen werden. Da regt sich schliesslich keiner auf wenn aus der westlichen Welt immer wieder die selben Suffixe benutzt werden. Die gängigsten dürften dabei "-saurus", "-onychus", oder "-raptor" sein. Vielleicht ist die Kritik an den chinesischen Namen vielmehr auch eine Frage der Mentalität. Wenn "long" beispielsweise populär in China ist, dann ist "-raptor" eben in der westlichen Welt populärer. Im Namen "-raptor" liegt zudem auch die Gefahr, dass man alles was mit "-raptor" endet generell mit den Velociraptor in Verbindung bringt der im populären Filmen wie Jurassic Park letztlich den Namen "Raptor" als Spitznamen bekommen hat. In diesen Terminus liegt die Gefahr, dass Laien jeden "-raptor" als Velociraptor ähnlich bezeichnen könnten weil dieser Name so in unserem Sprachgebrauch übergegangen ist. Aber Formen wie Valdoraptor, Ozraptor, Sinraptor oder Orkoraptor sind definitv keine Velociraptor-ähnliche Theropoden. Hier ist also Vorsicht geboten. Sollte man den Namen "-raptor" dann letztlich auch kritisieren? Ich denke nicht, denn hier gilt dasselbe wie bei den chinesischen oder den mythischen Namen, er erweitert das sprachliche Angebot, den Pool sozusagen und schafft damit die Möglichkeiten für neue Namen. Vor etwas merkwürdig klingende Namen wie Bambiraptor oder der schon erwähnte Gallimimus ist man dann aber halt nicht gefeit. Aber vielleicht sind derartige Namen dann auch einfach nur eine Geschmacksache, einer mag den Namen, der andere eben nicht.

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